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Reisebericht Mexiko (5)

Oktober 2005

Cañón del Sumidero, San Cristóbal, Chamula, Zinacantán

Donnerstag, 3. November
Morgens irgendwann nach sieben kamen wir schließlich in Tuxtla an und frühstückten erstmal, einen leider mit viel zu viel Mayo versehenen Sandwich, amerkanischer Bauart..
Mit einem Stadtbus ging nach Chiapa de Corzo, Ausgangspunkt für Touren in den Cañón Sumidero. Hier mussten wir allerdings warten, bis sich eine größere Gruppe gefunden hatte. So saßen wir erstmal in größerer Runde mit anderen Backpackers in einem Restaurant vor der Bootsanlegestelle.
Die Tour wurde leider etwas verkürzt, da der Cañón aufgrund von Regenfällen ziemlich verschmutzt mit allerhand Unrat war und deshalb nicht duchgehend befahrbar war. Nichtsdestotrotz war die Fahrt recht beeindruckend mit steil aufsteigenden Felswänden links und rechts, die teils bis zu 1000 Metern hochragten. Wieder haben wir Krokodile gesehen und auch merkwürdige Vögel.
Die Tour ging eine gute Stunde, und da wir alle weiter nach San Cristóbal wollten, machten wir uns gemeinsam auf den Weg. Die anderen, unter anderem Österreicher, Polen und Holländer, stellten sich als ziemliche Spar- und Überredungskünstler heraus und so kam man günstig ans Ziel. Zunächst ging es umsonst im Kleinbus, bei dem ständig die Tür aufging, mit 8 Leuten plus Surfbrett in 5 Minuten zum Collectivo, das uns dann wiederum an der MEX (Schnellstraße) absetzte. Dort wurde der primera clase ADO-Bus angehalten und wir zahlten einen günstigen Preis für die Strecke, der vermutlich auf direktem Weg in der Tasche des Conductors (Fahrer) landeten.

In San Cristóbal mussten wir kurz vor dem ADO-Terminal aussteigen, waren schließlich inoffizielle Passagiere. Auf einem Pick-Up ging es für ein paar Pesos zum Zócalo. Dort setzten wir uns erstmal zur Suche nach einer Unterkunft ab, landeten aber später allesamt im Magic Hostel. Keine gute Wahl, wie sich später herausstellen sollte.Abends waren wir noch ein paar Tacos essen und sind relativ früh schlafen gegangen, weil die Nachtfahrt doch etwas Spuren hinterlassen hatte. Das Bett im Doppelzimmer (besser gesagt Cabaña-Bretterverschlag) war feucht und klamm, und es wurde übelst kalt am Abend, da San Cristóbal auch auf 2.100 m Höhe liegt.

Den fragwürdigen Höhepunkt des Abends allerdings hätten wir fast verpennt, da unser Bretterverschlag im Hinterhof stand.
Bei einem mitternächtlichen Gang zur Toilette erfuhr ich dann von dem Österreicher, dass soeben einer vom Hostal-Personal mit einer Machete auf einen wohl bekifften Kollegen losgegangen war. Es gab dann noch eine größere Diskussion, weil die anderen das Hostal verlassen und verständlicherweise ihr Geld zurückwollten, worauf der Machetenmann vollends ausrastete und noch irgendwas nach ihnen geworfen hat, was dann die Scheibe über dem Eingang zu Bruch brachte. Ein Großteil der Hostalgäste ergriff darauf panikartig die Flucht, wir hatten allerdings ebenfalls schon mehrere Nächte bezahlt und dummerweise noch was im Safe, so dass wir nicht so einfach abdampfen konnten.
Zum Glück kam irgendwann die Ablösung für den Machetenschwinger, und wir verbrachten die restliche Nacht mit zwei Holländern im Dorm, ist auch nichts mehr passiert.

Freitag, 4. November
Früh morgens packten wir dann schnellstmöglich unsere Sachen und nach einiger Diskussion bekamen wir noch weitgegehend unser vorausbezahltes Geld zurück.
Wir fanden dann auch ein nettes Hotel, das "Real del Ville", wo wir für 250 Pesos ein ziemlich gutes Zimmer hatten, das uns doch deutlich sicherer als das Magic Hostal erschien.
Dann ging es erst einmal zum Frühstücken.

Danach machten wir uns auf zum Zócalo, um uns einer Tour zu den Indígenadörfern anzuschließen. Dabei trafen wir auch die Israelin von der Tour in Mexico-City wieder, Mexico ist halt klein ;-)
Wir sind mit der Tour "Raul & Alex" nach Chamula und Zinacantán gefahren. Cesar, der Guide, war ziemlich gut informiert, da er indianische Vorfahren hatte.
Wir waren zunächst in Chamula auf dem Friedhof, wo wir einiges über das Dorf erfuhren. Zum Beispiel, dass laut indianischem Glauben jeder einen tierischen Partner hat, der quasi parallel lebt, und wenn dieser stirbt, stirbt auch der Mensch.
Danach waren wir in einem der Zeremonialhäuser, das von einem Dorfhäuptling finanziert wird. Eine Frau zündete Kerzen als Tortillas für die Götter an, nebelten mit Weihrauch die ganze Hütte ein und betete in Mayasprache.
In der Kirche in Chamula waren wir auch. Lebende Hühner, die als Opfer vorgesehen waren, viele Kerzen in vier verschiedenen Farben mit unterschiedlichen Bedeutungen und betende Einheimische sammelten sich auf dem piniennadelbedeckten Boden.
Vor den Vitrinen mit den Heiligen, die immer einen Spiegel irgendwo um den Hals geschlungen hatten, saßen ebenfalls Leute und beteten. Fotografieren war in der Kirche übrigens streng verboten, u.a. da die Einheimischen befürchten, mit Hilfe der Fotos verhext zu werden.

Das Zinacantán war hingegen nicht so extrem, dort gibt es keine Hühneropfer in der Kirche, und es werden gegebenenfalls auch neue Bewohner in die Dorfgemeinschaft aufgenommen. Wir besuchten dort eine Familie, die vom Weben lebte und aßen dort Tortillas aus schwarzem Mais.

Samstag, 5. November
Heute haben wir uns einen gemütlichen Tag in der Stadt gemacht und sind unter anderem zum Mercado gegangen, wo man neben Esswaren auch jede Menge günstiges Kunsthandwerk kaufen konnte.
 
Nervig an San Cristóbal war, dass man ständig angequatscht wurde von Kindern oder Frauen, die irgendetwas verkaufen wollten, der Bundesstaat Chiapas zählt zu den ärmsten Regionen des Landes. Teilweise waren die Leute aber ziemlich aufdringlich und gaben sich auch nicht mit einem Nein zufrieden. Dies galt ganz besonders für kleine Jungs, die als Schuhputzer in San Cristobal unterwegs waren. Unsere Schuhe waren natürlich “muy sucio” (sehr schmutzig) und von daher dringend reinigungsbedürftig.

Abends waren wir noch in einer netten Kneipe am Zocalo mit guter Livemusik.
Mexiko - Oktober 2005
San Cristóbal de las Casas: Catedral

Vierwöchige Rucksackreise durch Mexiko.

Bilder Mexiko