Fr, 25.3.2011
In einem verspäteten ICE von Köln nach Frankfurt starteten wir am Nachmittag
unser "Abenteuer Brasilien". Im Gegensatz zu einigen Mitreisenden hatten
wir in Frankfurt noch genug Zeit bis zum Abflug, so dass wir in Ruhe einchecken
und noch eine Kleinigkeit essen konnten.
Wir flogen mit der portugiesischen Fluggesellschaft TAP.
Diese bietet günstige Inlandsflüge in Kooperation mit der brasilianischen
TAM, so hatten wir für einen geringen Aufpreis noch einen Flug von Rio de
Janeiro nach São Luis inklusive. Ein Nachteil bei der TAP ist allerdings,
dass es keine Direktflüge gibt, was die Reisezeit erheblich verlängert.
Die erste dreistündige Teilstrecke führte uns also zunächst
nach Lissabon, wo wir gegen halb neun Uhr abends ankamen. Im dortigen Transferbereich
war um diese Zeit nicht mehr besonders viel los. Die meisten Geschäfte
hatten bereits zu, so dass sich die dreistündige Wartezeit bis zum Weiterflug
zäh in die Länge zog.
Mit dem letzten Flug des Tages starteten wir in Richtung São Paulo-Guarulhos.
Sa, 26.3.2011
Zehn Flugstunden später landeten wir schließlich kurz vor sieben
Uhr Ortszeit morgens in São Paulo. Meine Tante hatte uns schon vorgewarnt,
dass die Einreiseformalitäten ein Weilchen dauern können (merke: für
alle Fälle im Flieger noch mal die Toilette aufsuchen, so schnell bekommt
man im Flughafen keine Chance mehr). Wir hatten offenbar noch halbwegs Glück
und mussten nur eine knappe Dreiviertelstunde anstehen, bis wir die erforderlichen
Stempel erhielten. Schnell noch das Gepäck eingesammelt, den Zoll passiert
und nichts wie raus. Draußen wurden wir von Tante Christine und ihrem
Freund Jörg empfangen, die sich dort schon eine Weile die Beine in den
Bauch gestanden hatten.
Auf der Fahrt nach Águas de São Pedro bekamen wir einen ersten
Eindruck vom brasilianischen Straßenverkehr, die Straßen in und
um São Paulo waren voll und chaotisch. Nachdem wir die Metropole hinter
uns gelassen hatten, wurde es jedoch entspannter und wir fuhren auf einer gut
ausgebauten Straße in Richtung Águas.
In einer Raststätte ("Posto" genannt) machten wir eine Pause
und probierten ein "Pão de Queijo" (Brötchen mit Käse
drin), was in vielen Teilen des Landes gegessen wird.
Nach gut zwei Stunden erreichten wir schließlich Águas de São
Pedro, wo meine Tante wohnt. Das Städtchen nahe der Großstadt Piracicaba
ist ein Kurort. Auf der Suche nach Erdöl stieß man hier einst auf
Schwefelquellen. Ausländische Touristen verirren sich hierher aber eher
selten, meist kuren hier Brasilianer.
Das Wetter in subtropischen Gefilden war etwas gewöhnungsbedürftig,
ziemlich warm, schwül und sehr ermüdend. Dazu witterten die hiesigen
Moskitos Frischfleisch, so dass wir uns von nun an täglich mit Autan einnebelten.
Nach einem Nachmittagsschläfchen gingen wir abends auf eine Party bei
Verwandten, wo wir gleich ein wenig unsere Portugiesisch-Kenntnisse testen konnten.
Dazu probierten wir brasilianische Salgados (Häppchen, die wie Gebäck
aussehen, aber auch Fleisch oder Fisch enthalten) und Guaraná-Limonade
(ein ziemlich süßer, koffeinhaltiger Muntermacher).
Währenddessen hatte ein Partygast die Lacher auf seiner Seite, als er
versehentlich Abkühlung im Pool suchte. Aufgrund von anhaltender Müdigkeit
blieben wir aber nicht allzu lange, sondern suchten bald das Bett auf.
So, 27.3.2011
Kater
Yellow, dessen angestammten Schlafplatz wir während unseres Aufenthaltes
okkupierten, begrüßte uns morgens und machte es sich in unserem Bett
bequem. Man muss ja zeigen, wer der Herr im Hause ist...
Später begleitete ich meine Tante zum Einkaufen und lernte die Hauptstraße
von Águas kennen. Ich erhielt auch Gelegenheit, "Doce de leite"
zu probieren (eine dicke Soße, wird aus Milch, Zucker und Vanille hergestellt
und ist, wie der Name schon andeutet, ziemlich süß).
Danach war Entspannen in Hängematte und Pool
angesagt, da wir noch immer ziemlich platt von Reise und Zeitumstellung waren.
Am Nachmittag kamen meine Cousine Renata, ihr Mann und ihre kleine Tochter
vorbei und versorgten uns auch gleich bestens mit Essen. Dabei stellten wir
fest, dass unsere Portugiesischkenntnisse doch noch etwas zu wünschen übrig
lassen. Für die gröbste Verständigung reichte es zwar, aber größere
Unterhaltungen erfordern dann doch etwas mehr Wortschatz.
Im Anschluss machten wir noch einen Spaziergang zu Renatas Haus und lernten
ihre vier Hunde kennen, teilweise ehemalige Straßenhunde, die mit reichlich
Temperament gesegnet waren.
Abends fiel ich dann frühzeitig ins Bett.
Mo, 28.3.2011
Heute machten wir mit meiner Tante zusammen einen Ausflug in die Umgebung.
Zunächst allerdings kauften wir uns im Supermarkt ein Paar brasilianische
Havaianas (Flip-Flops), das typisch brasilianische Schuhwerk. Wir sollten ja
nicht gleich allzu sehr auffallen.
Mit dem Auto ging es über die Serra
de São Pedro zu einem der zahlreichen Wasserfälle der Gegend. Über
eine unbefestigte Straße gelangten wir schließlich zur Cachoeira
Saltão. Der Wasserfall ist rund 75 Meter hoch. Vom höher gelegenen Parkplatz
aus führte eine Treppe hinab zum Fuß des Wasserfalls. Auf dem Abstieg
begegneten uns hübsche bunte Schmetterlinge
und hässliche
Spinnen. Unten angekommen, folgten wir dem Wasserlauf und erfrischten uns
die Füße im kühlen Nass. Außer uns war heute niemand hier
unterwegs, so hatten wir die Cachoeira ganz für uns allein.
Danach fuhren wir weiter bis Brotas, einer kleinen Stadt, die sich als Ausgangspunkt
für Aktivurlaube mit Rafting und ähnlichen Outdoor-Sportarten einen
Namen gemacht hat. Hier legten wir eine Essenspause ein, ehe wir uns dann wieder
auf den Rückweg nach Águas machten.
Daheim erwartete uns schon ein leckerer süßer Nachtisch von Renata,
bestehend aus Pralinen aus Doce de leite.
Di, 29.3.2011
Heute war wieder ein Erholungstag angesagt. Zwischendurch regnete es immer mal
wieder, obwohl sich die Regenzeit im Süden theoretisch langsam dem Ende
zuneigen sollte.
Am Nachmittag machten wir einen Spaziergang ins Stadtzentrum und landeten in
einem Süßwarengeschäft, dessen Besitzer wir noch von der Party
an unserem ersten Abend kannten. Wir nutzten die Gelegenheit, ein wenig Portugiesisch
zu üben, wenngleich wir nicht allen Ausführungen folgen konnten. Neben
der örtlichen Tageszeitung kauften wir auch noch eine Kleinigkeit zu essen
ein, die sich aber als deutlich zu süß für europäischen
Geschmack entpuppen sollte.
Abends machte Tante einen leckeren Salat und Gemüsesuppe und wir saßen
anschließend noch gemütlich auf der Veranda - bzw. lagen faul in
der Hängematte.
Mi, 30.3.2011
Heute stand ein Ausflug zur Fazenda
do Pinhal in São Carlos auf dem Programm.
Nach längerer Fahrt fanden wir uns zunächst vor verschlossenen Türen
wieder, obwohl sich meine Tante extra telefonisch nach den Öffnungszeiten
erkundigt hatte. Mit etwas Überredungskunst fanden wir schließlich
doch Einlass.
Ein Geschichtsstudent machte eine interessante, gut einstündige Führung
nur für uns drei. Tantchen übersetzte nebenbei, aber den Großteil
konnten wir auch so verstehen.
Früher baute man hier Kaffee und Zuckerrohr an. Bis vor kurzem wurde die
Fazenda auch als Pousada genutzt, jetzt sollen hier allerdings ausschließlich
Führungen stattfinden. Die Gebäude waren gut erhalten, werden aber
auch noch weiter restauriert, um die Fazenda als historisches Erbe zu erhalten.
Neben der Kapelle mit restauriertem Altar war vor allem der große Botanische
Garten mit vielen Pflanzen, riesigem Bambus
und sogar einem Kneippgang(!)
interessant. Im üppigen Grün waren allerdings auch besonders hinterlistige
Moskitos unterwegs.
Nach der Führung wurden wir noch mit Kaffee, Saft und Kuchen bewirtet.
Abends gingen wir in Águas zusammen mit Tante und Renata etwas essen
und ein "Chope" (Bier) trinken.
Do, 31.3.2011
Heute verbrachten wir den halben Tag damit, unsere Weiterreise und Unterkünfte
zu organisieren, wobei meine Tante dankenswerterweise die Anrufe für uns
übernahm. Das Bestellen eines Bustickets per Internet gestaltete sich schon
als echte Herausforderung. Erst lag derselbe Platz doppelt im Warenkorb, dann
fehlte uns die brasilianische CPF - jeder, der in Brasilien lebt, hat eine solche
Kennziffer, wir natürlich nicht, also musste mal wieder die Tante einspringen.
Nicht gerade touristenfreundlich.
Am Nachmittag machten wir einen Ausflug in die nächstgrößere
Stadt Piracicaba, was übersetzt bedeutet "Ort, wo der Fisch umkehrt".
Der gleichnamige Fluss mit Stromschnellen zwingt die Fische zur Umkehr und prägt
das Stadtbild. Wir sahen uns eine alte, stillgelegte Zuckerrohrfabrik an, die
gerade renoviert wird und mittlerweile unter anderem ein Theater beherbergt.
Danach gingen wir ins Shopping-Center, was eine der Lieblingsbeschäftigungen
der Brasilianer ist. Hier fanden wir auch einen Geldautomaten, an dem unsere
EC-Karte funktionierte. Man sollte sich aber nicht darauf verlassen, dass dies
an jedem Automaten klappt. Gute Chancen hat man z.B. bei Automaten von Bradesco.
Außerdem besorgten wir uns noch eine örtliche Prepaidkarte fürs
Handy. Es gibt einige Telefonanbieter, wir waren in einem Laden von TIM. Erneut
war eine brasilianische CPF notwendig. Die Telefonkarte lässt sich in den
meisten Supermärkten wiederaufladen, die Tarife sind allerdings ziemlich
gesalzen, wenn man nicht gerade einen anderen TIM-Teilnehmer anruft.