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Reisebericht Brasilien (3)

März 2011

Kolonialstädte Ouro Preto und Tiradentes

Fr, 1.4.2011
Morgens um fünf Uhr wurde wir vom Wecker unsanft aus dem Schlaf gerissen. Meine Tante fuhr uns ins rund zwei Stunden entfernte Campinas, wo um kurz nach neun Uhr unser Bus nach Belo Horizonte abfahren sollte.

Wir waren schließlich gut eine Stunde zu früh am Rodoviário (so heißen die brasilianischen Busbahnhöfe), aber schließlich mussten wir ja noch unser mühsam bestelltes Ticket abholen. Dies funktionierte zumindest problemlos, so dass wir noch Zeit für einen kleinen Snack hatten. Kurze Zeit später saßen wir im Bus und waren von nun an auf uns alleine gestellt.

  Die rund neunstündige Busfahrt zog sich in die Länge. In regelmäßigen Abständen wurden Pausen eingelegt. Die Toiletten an den Haltestellen waren auch nicht viel besser als die im Bus, aber zumindest etwas weniger schwankend.

Mittags gab es eine längere Pause an einer Raststätte, wo ich ein Churrasco-Brötchen aß. Die Kombination von Churrasco-Brötchen und kurviger Strecke erwies sich in der Folge allerdings als ungünstig, so dass mir ziemlich unwohl war, als wir um kurz nach sechs endlich Belo Horizonte erreichten.

Unser Hotel war nicht weit entfernt vom Rodoviário, so dass wir uns entschlossen, das kurze Stück zu Fuß zurückzulegen. Hier bekamen wir gleich einen ersten Eindruck einer brasilianischen Großstadt. Die Straßen waren voller Leute, es war laut, lebhaft und auch ziemlich schmutzig.

Im Hotel fielen wir erst einmal ins Bett. Eigentlich wollten wir noch ins Ausgehviertel Savassi, aber daran war aufgrund meiner Verfassung nicht mehr zu denken. So schafften wir es lediglich noch in den nächstgelegenen Supermarkt, um unsere Wasservorräte aufzufüllen.

Sa, 2.4.2011
  Nach einem guten Frühstück ging es wieder besser, und um elf Uhr fuhren wir weiter nach Ouro Preto. Die Fahrt dauerte diesmal nur zwei Stunden.

In der alten Kolonialstadt angekommen, gingen wir zu Fuß zu unserer Pousada nahe dem zentralen Praça Tiradentes.

Nachmittags schlenderten wir ein wenig durch die Gegend und aßen ein Pão de Queijo mit Queijo (diese Variante enthält eindeutig zu viel Käse).

Abends gab es ein leckeres Sandwich, und wir schafften es sogar mehr oder weniger, die gewünschten Zutaten auf Brasilianisch zu bestellen.

So, 3.4.2011
Heute fuhren wir mit dem Touristenzug ins nahegelegene Kolonialstädtchen Mariana. Der Zug verkehrt nur sonntags. Normalerweise wird er von einer Dampflok gezogen, diese hatte allerdings temporär den Geist aufgegeben, so dass wir mit einer etwas weniger nostalgischen Lok vorlieb nehmen mussten. Die Fahrt schlängelt sich entlang einer Schlucht, so dass man für die 18 Kilometer gut eine Stunde benötigt.

Mariana ist ein nettes kleines Örtchen mit schönen Plätzen und Kirchen. Die Straßen sind nicht ganz so steil wie in Ouro Preto, was uns entgegen kam.

Mittags aßen wir in einem Büffet-Restaurant, was in Minas Gerais sehr verbreitet ist. Im Normalfall zahlt man hier nach Gewicht. Die minerische Küche ist eher deftig - viel Fleisch, Fisch, aber auch Gemüse oder Polenta stehen auf dem Speiseplan. Besonders lecker ist auch der minerische Käse (Queijo de Minas). Diesen isst man gerne zusammen mit Goiabada, einer marmeladenähnlichen Masse, die aus Guave hergestellt wird.

Nachmittags fuhren wir mit dem Bus zurück, was wesentlich schneller ging als mit dem Zug. Später besichtigten wir noch das Museu da Inconfidência. Das Museum an der Südseite des Praça Tiradentes beherbergt unter anderem das Grab von Tiradentes. Der Befreiungskämpfer gegen die Portugiesische Herrschaft war 1792 hingerichtet und sein Kopf auf dem heutigen Praça Tiradentes zur Schau gestellt worden. Erst dreißig Jahre später wurde Brasilien unabhängig und Tiradentes posthum zum Nationalhelden erklärt. Der 21. April, sein Todestag, ist heute Nationalfeiertag.

Den nachmittäglichen Regenschauer verbrachten wir im gemütlichen Cafe "Chocolates Ouro Preto", wo es in gemütlichem Ambiente leckere dickflüssige heiße Schokolade zu trinken gab.

Der Abend war leider total verregnet, so dass wir es gerade einmal quer über den Praça Tiradentes schafften, um eine Suppe zu essen.

Mo, 4.4.2011
  Nachdem wir am Rodoviário unsere Tickets für die Weiterfahrt nach Tiradentes besorgt hatten, wollten wir eigentlich noch die ein oder andere Kirche besichtigen. Leider hatten wir nicht daran gedacht, dass montags alle Kirchen geschlossen sind.

Stattdessen besuchten wir die Mine von Chico Rei. Die Mine selbst ist nicht besonders spektakulär, interessant ist aber die Geschichte dazu. Chico Rei war ein afrikanischer Stammeskönig, der mitsamt seinem Stamm verschleppt und versklavt wurde. Der König arbeitete schwer in der Mine und konnte schließlich sich und seinem Stamm die Freiheit erkaufen. Später erwarben der König und sein Stamm die reiche Goldmine, die man heute besichtigt, und führten ein wohlhabendes Leben und feierten afrikanische Festage. Für die schwarzen Brasilianer ist Chico Rei noch heute ein Volksheld.

Mittags ging es wieder ins "Kilorestaurant" (Büffet nach Gewicht bezahlt). Nachmittags bummelten wir dann durch die Gassen, was bei den steilen Straßen auch recht anstrengend werden kann.

Beim abendlichen Sandwich kamen wir in den Genuss einer der zahlreichen "Novelas". Die TV-Seifenopern sind äußerst beliebt in Brasilien. In der Tageszeitung kann man sogar nachlesen, was in den diversen Serien passiert ist, sollte man einmal eine Folge versäumt haben.

Di, 5.4.2011
Heute war wieder frühes Aufstehen erforderlich, um halb acht ging es per Bus nach Tiradentes.

Nach rund dreieinhalb Stunden erreichten wir São João del Rei, eine größere Stadt und Zwischenstation auf dem Weg nach Tiradentes. Am Rodoviário besorgten wir uns gleich Tickets für die spätere Weiterfahrt nach Rio de Janeiro. Man muss beim Kauf allerdings erwähnen, dass man in Tiradentes zusteigen möchte. In Tiradentes selbst kann man keine Tickets kaufen.
Mit einen lokalen Bus legten wir die letzte halbe Stunde bis an unseren Zielort zurück.

Tiradentes ist weitaus kleiner als Ouro Preto und sehr gemütlich. Der Ort besitzt etliche kleine Geschäfte, die Straßen sind mit großen Steinen gepflastert und Pferdekutschen fahren Touristen durch die Gassen. Auch Chocolaterias gibt es hier, was wir gleich austesteten. Die hausgemachten Pralinen waren allerdings nicht besonders lecker.

Wir hatten eine sehr nette Pousada mit Blick auf die Serra de São José und schönem Garten. Außer uns hatten sich hier fast nur Brasilianer einquartiert und wir konnten uns ein wenig unterhalten.

Am Abend gingen wir am Largo de Forras eine "Caldo" (Suppe) und Pizza essen.

Mi, 6.4.2011
Ein Rundgang durch den Ort führte uns unter anderem zur Igraja de Santo António und zum Brunnen Chafariz de São José

Ein einfacher Wanderweg führt vom Brunnen bis zu dessen Quelle "Mae d&Agua" (Mutter des Wassers) durch atlantischen Regenwald. Allerdings war der Weg unterwegs von querliegenden Bäumen versperrt und auch ziemlich matschig, so dass wir es nicht ganz bis zur Quelle schafften und vorher den Rückzug antraten.
 
Telefonisch organisierten wir dann noch den Abholservice unseres Hostels in Rio. Prompt hatten wir einen Mitarbeiter an der Strippe, der so gut wie kein Englisch sprach. Aber wir wollten schließlich Portugiesisch üben und bekamen das auch einigermaßen geregelt (hofften wir zumindest, das würde sich morgen herausstellen).
 
Abends waren wir erneut am Largo de Forras.
Brasilien - März 2011
Igreja São Francisco de Assis in Ouro Preto

Vierwöchige Rucksacktour und Verwandtenbesuch in Brasilien.

Bilder Brasilien