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Reisebericht Portugal (3)

September 2010

Braga / Coimbra

Sonntag, 3. Oktober 2010
Der morgendliche Blick aus dem Fenster bestätigte leider, dass die schlechte Wettervorhersage nicht übertrieben hatte. Draußen paarten sich Sturm und Regen, so dass wir erst einmal in Ruhe frühstückten und uns später in einer kurzen Regenpause nach draußen wagten. Auf den nassen Gehsteigen mit geschliffenem Kopfsteinpflaster musste man höllisch aufpassen, nicht auszurutschen.

Wir besichtigten die Igreja de São Francisco. Neben der reichlich verzierten Kirche, wo unter anderem ein beeindruckender Baum Jesse zu sehen ist, sind auch die Katakomben beeindruckend, wo Verstorbene sowohl in Nischen im Mauerwerk als auch unter den Holzbohlen des Fußbodens begraben sind.

Eigentlich hätten wir später noch gerne eine Fahrt auf dem Douro gemacht, aber bei der misslichen Wetterlage flüchteten wir uns zunächst in eine Pastelaria und reisten dann schon früher weiter nach Braga.

Braga, mit etwa 150.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Portugals, ist etwa eine Zugstunde von Porto entfernt. Das Wetter war dort auch nicht viel besser, und so waren wir froh, als wir unser zentral gelegenes Hotel erreicht hatten.

Abends machten wir uns auf die Suche nach einem Restaurant, allzu groß war die Auswahl aber nicht. Schließlich wurden wir doch noch fündig und bekamen dafür eine riesige Portion, so dass wir ziemlich satt ins Bett fielen.

Montag, 4. Oktober 2010
Bei freundlichem Wetter erkundeten wir die historische Altstadt. Braga ist vor allem ein religiöses Zentrum. So ist zum Beispiel die Kathedrale von Interesse; als wir diese besichtigen wollten, war sie allerdings leider geschlossen. Einen Besuch ist auch der hübsche Park Jardim Santa Bárbara mit vielen Blumen wert.

Zwischenstop machten wir im traditionsreichen Café a Brasileira. Der Kellner, der uns bediente, gehörte offenbar zum lebenden Inventar und war nicht immer ganz auf der Höhe. Oder es lag an unseren mangelnden Portugiesischkenntnissen, dass sich die Kommunikation etwas schwierig gestaltete. Ziemlich penetrant war dazu eine Taube, die im Cafe herumspazierte und sich partout nicht vertreiben ließ.

Danach fuhren wir per Bus zum berühmten Bom Jesus do Monte. Die Wallfahrtskirche ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Portugals. Von der Haltestelle des Busses aus muss man noch etliche Stufen zurücklegen, um hinauf zur Kirche zu gelangen. In Serpentinen geht es von einer Kapelle zur nächsten, über die Treppe der fünf Sinne und die Treppe der drei Tugenden, jeweils durch Brunnen symbolisiert. Von der Terrasse vor der Kirche hat man einen tollen Panoramablick. Oben befinden sich auch ein Cafe und ein kleiner, künstlich angelegter See, wo man nett spazieren kann.

Den Rückweg bewältigten wir diesmal nicht zu Fuß, sondern per Standseilbahn. Der Elevador do Bom Jesus von 1882 ist die älteste noch funktionstüchtige Wasser-Ballastbahn der Welt.

Später stießen wir auf einen CD-Laden und erkundigten uns nach aktueller portugiesischer Musik. Der hilfsbereite Verkäufer wollte uns zunächst Fado andrehen, mit portugiesischem Rock und Pop scheint es leider nicht weit her zu sein. Nachdem wir etliche Hörproben bekommen hatten, entschieden wir uns für zwei annehmbar klingende CDs, die auch Liedtexte enthielten.

Abends fand sich nach längerer Suche ein gemütliches, wenngleich ziemlich teures Restaurant mit leckerem Essen und gutem Wein.

Dienstag, 5. Oktober 2010
Mit Regionalbahn und IC reisten wir über Porto weiter nach Coimbra. Dort kommt man ähnlich wie in Porto an einem etwas außerhalb gelegenen Bahnhof an. Von diesem gibt es eine kostenlose Verbindung zum Stadtbahnhof Coimbra-A. Ganz in der Nähe lag auch unser Hotel. Der Mitarbeiter an der Rezeption war auch recht freundlich und gesprächig und erläuterte die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Universitätsstadt auf Portugiesisch.
Später erkundeten wir die Stadt zu Fuß. Anläßlich des 100. Geburtstags der Republik Portugal gab es auch ein kleines Straßenfest mit traditionellen Kostümen, Essen und Aufführungen.

Altstadt und Universität liegen auf einem steilen Hügel. Neben dem historischen alten Unigebäude gibt es auch mehrere neuere Bauten. In der ältesten Universitätstadt des Landes wird offenbar großer Wert auf Tradition gelegt. Viele Studenten tragen schwarze Tuniken und Schärpen in den Farben der verschiedenen Fakultäten. Später konnten wir auch ein dubioses Studentenritual beobachten: mehrere Studenten lagen bäuchlings auf einem Platz in der Altstadt und wiederholten im Chor, was ein "Vorsänger" vorgab. Seltsame Sitten hier...

Einen Besuch lohnt auch der Jardim Botânico, der älteste Botanische Garten Portugals. Von dort gingen wir weiter zum Flussufer des Mondego, wo es das moderne Kontrastprogramm zur Altstadt gibt. Direkt am Ufer befinden sich einige nette Restaurants und Cafes. Auf der anderen Seite des Flusses gibt es einen kleiner Erlebnispark, "Portugal dos Pequenitos". Hier sind viele Sehenswürdigkeiten des Landes im Miniaturformat nachgebaut, und auch über die ehemaligen Kolonien erfährt man einiges. So haben auch große Kinder ihren Spaß hier.

Abends gingen wir in einer vor allem von Studenten frequentierten Pizzaria essen.

Mittwoch, 6. Oktober 2010
Bei trübem Wetter erkundeten wir heute vorwiegend die "Innenansichten" der Stadt Coimbra. Im Kloster Santa Cruz befinden sich die Grabmäler der ersten beiden Könige Portugals, Alfonso Henrique und Sancho I.

Im neu renovierten Museu Nacional Machado de Castro im ehemaligen Bischofspalast war heute Tag der offenen Tür. Eine Mitarbeiterin zeigte sich sehr gesprächig, so dass wir in den Genuss einer längeren Unterhaltung auf Portugiesisch kamen (wenngleich unser Redeanteil vergleichsweise gering blieb...).
Gut erhaltene Ausgrabungen des römischen Forum Aeminium befinden sich direkt unterhalb des Museums und können von dort aus erkundet werden.

Die vielleicht wichtigste Sehenswürdigkeit der Stadt ist die alte Universität. Höhepunkt ist hier die alte Bibliothek. In den reich verzierten und vergoldeten Räumen befinden sich auf mehreren Ebenen rund 300.000 Bücher. Auch die Capela de São Miguel mit alter Barock-Orgel und Azulejos sollte man nicht verpassen. Hier muss man zunächst per Klingel Einlass begehren, damit nicht zu große Touristenhorden die Ruhe in der kleinen Kapelle stören. Im schmucken Sala Grande dos Actos fand gerade eine kleinere Vorlesung statt, hier kann man nur von oben durchs Fenster in den Saal hinab schauen.
 
Außerdem statteten wir der Sé Velha und der Sé Nova einen Besuch ab, der alten und neuen Kathedrale. Im Innenhof des Kreuzgangs der Sé Velha befand sich früher offenbar ein Friedhof. Etliche Archäologen waren dort mit Ausgrabungen und dem Entstauben von Knochen und Skeletten beschäftigt.
 
Später gingen wir zum Bahnhof, um uns ein Ticket nach Lissabon zu besorgen. Dabei mussten wir allerdings feststellen, dass die Fahrplanauskunft der Deutschen Bahn für Portugal doch eher ohne Gewähr zu interpretieren ist.
 
Abends aßen wir einen mäßigen Salat am Praça do Comércio, vielleicht hätten wir dem aufdringlichen Werben des Restaurantsbesitzers besser nicht nachgeben sollen. 
Portugal - September 2010
Braga

Auf der Rundreise wurden unter andere Lissabon, Porto, Guiamarães, Braga, Coimbra und Sintra besucht.

Bilder Portugal